In den Schulgebäuden im Saarland sind nach Feststellung des Saarländischen Philologenverbands (SPhV) praktisch keine Vorbereitungen auf den kommenden Herbst und Winter zu erkennen. Als die Lehrkräfte am Ende der Sommerferien den Unterricht für das neue Schuljahr vorbereiteten, mussten sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass sich an ihren Schulen praktisch nichts verändert hat. Es gibt weiterhin nirgendwo Verbesserungen im Bereich Luft- und Kontakthygiene, ebenso wenig wie beim Hitze- und Lärmschutz oder auch beim Energiemanagement.
„Die Schulen schlittern jetzt bereits in den dritten Herbst, ohne dass die Verantwortlichen aus Corona die richtigen Schlüsse gezogen hätten. Statt tatkräftig die längst erkannten Probleme zu bearbeiten, regieren Ideenlosigkeit und Ignoranz gegenüber den praktischen Problemen des Schulalltags unter den Bedingungen von Energiekrise und die Pandemie“, kritisiert Marcus Hahn, der Vorsitzende des SPhV.
Dabei ist aus Sicht des SPhV das Problem weitaus größer als „nur“ Corona: Sogar im dritten Jahr nach Coronabeginn gibt es immer noch praktisch nirgendwo Luftfilter oder Luftreinigungsgeräte. Auch fehlen weiterhin in vielen Fällen selbst einfachste Möglichkeiten zur Verbesserung der Kontakthygiene, wie z.B. fließendes Wasser in den Klassenräumen. Daher ist es aus Sicht des SPhV absehbar, dass es auch in diesem Winter über Corona hinaus in großem Umfang zu leicht vermeidbaren Infektionskrankheiten kommt. „Durch diese leicht vermeidbaren Infektionen entsteht Unterrichtsausfall in großem Umfang und dadurch – neben den verpassten Lernchancen – auch volkswirtschaftlicher Schaden in schwindelerregender Höhe“, so Marcus Hahn weiter.
Scharf kritisiert der SPhV auch das Fehlen von sachgerechten Vorkehrungen, z.B. im Bereich Hitze- und Kälteschutz und das Fehlen von Möglichkeiten, um den Lichteinfall in den Unterrichtsräumen zu steuern. Darüber hinaus ist praktisch nirgendwo ein sachgerechtes Energiemanagement implementiert. Angesichts der horrenden Energiepreise ist es aus Sicht des SPhV ein Skandal, dass massenhaft elektronische Geräte wie z.B. Beamer vermutlich durch den ganzen Winter über 80 % der Zeit im Standby Energie verschwenden, weil schlichtweg keine Möglichkeit besteht, sie vom Stromnetz zu trennen. „Die Lehrkräfte empfinden das als Schlag ins Gesicht. Einerseits tun wir alles, um ukrainischen Flüchtlingskindern bei uns eine Zukunft zu geben. Andererseits wird aufgrund der Untätigkeit der Verantwortlichen im Saarland durch Energieverschwendung auch die Kriegskasse Putins gefüllt“, so Marcus Hahn.
Aus Sicht des SPhV entsprechen weder die Arbeitsbedingungen noch der Umgang mit Energie an den meisten saarländischen Schulen auch nur ansatzweise den seit Jahren bekannten und von den Lehrerverbänden gestellten Forderungen. Der SPhV fordert, dass die Landesregierung und die Schulträger endlich ihre Verantwortung für die Bediensteten und für die Zukunft ernst nehmen. „Anstatt sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben, müssen sich das Land und die Schulträger an einen Tisch setzen und gemeinsam mit den Experten aus der Unterrichtspraxis endlich wirksame Verbesserungen im Schulbau vornehmen“, resümiert Marcus Hahn die Forderungen seines Verbandes. Aus Sicht des SPhV führt es zu einer zunehmenden Demokratieverdrossenheit, wenn Politiker einerseits Sonntagsreden über Themen wie „Lebensraum Schule“ oder „Klimawandel“ halten, auf der anderen Seite aber nicht bereit sind, wenigstens die elementarsten Vorkehrungen dafür in ihrem eigenen Verantwortungsbereich zu treffen.